Nur als Anmerkung: der zweite Teil des meiner Meinung nach besten Rollenspiels seit Baldurs Gate 2 (ja, ich habe die Witcher Reihe, Skyrim und Dragons Age durchgespielt und auf dem Radar!) ist soeben erschienen. Kaufempfehlung würde ich geben, allerdings erst in 1-2 Monaten. Owlcat verfolgt leider eine "Bananen-Strategie": das Produkt reift beim Kunden. Zwar nichts spielzerstörendes, aber jede Menge kleine nervige Bugs. Allerdings: wenn sie so vorgehen werden diese alle nach und nach entfernt. Der erste Teil ist nahezu bugfrei, was viel heißt bei nem Spiel dieser Größe. also 1-2Monate warten dann "surft" man der Bugwelle immer hinterher.
Das Spiel verzichtet bewusst auf eine "2" im Titel, weil es zwar gleiche Engine/Spielprinzip ist, aber in einem komplett anderen Teil der Welt Golarion spielt. Wie der erste Teil basiert es auf einem "Adventure Path" des Pen&Paper Rollenspiels Pathfinder. Das sind eben keine einfachen Kampagnen wie in anderen Rollenspielen, sondern decken im Grunde das Leben und den Aufstieg einer Heldengruppe ab. Formte man im ersten Teil (Kingmaker) aus einem unbewohnten, banditenverseuchten Stück Niemandsland erst eine aufstrebende Baronie und dann ein Königreich, das eine wenn nicht die relevante Macht in seinem Teil der Welt ist, sind die Aufgaben in Teil 2 anders.
Im Norden Golarions prankt seit 100 Jahren die "Weltwunde", ein Punkt an dem die Realität von einer verrückten Hexe mit dem Reich eines Dämonenherrschers (Deskari - Herr der Heuschrecken, sympathischer Zeitgenosse^^) verschmolzen wurde. Von dort strömen Dämonen in die Realität (Warhammer-Fans kennen das^^) und das Land verändert sich. Die Weltwunde expandierte anfangs unaufhörlich, und nur durch göttliche Intervention und Heerscharen von Engeln konnten die Dämonen zurückgetrieben und die Expansion aufgehalten werden. Zur Eindämmung wurde von der Lichtgöttin ein Ring aus Bannsteinen um die Wunde gelegt, um die Expansion einzudämmen. Da diese Steine natürlich von Dämonen und ihren Agenten geschützt werden müssen, haben sich um die steine Wehrstädte entwickelt. Da die Weltwunde tatsächlich die größte Bedrohung für das Leben in ganz Goalrion darstellt, sammeln sich dort alle möglichen Idealisten, Glücksritter und Glaubenskrieger, nicht immer zur Freude der örtlichen Machthaber - die die Kreuzzugsbewegung. Seit bald 100 Jahren eben versucht man die Dämonen zurückzuwerfen und die Wunde zu schließen, darunter 4 größere, "Kreuzzüge" genannte, Konflikte mit wechselhaften Erfolg. Eure Figur wird im Laufe des ersten Spielkapitels (das schon locker 15 Stunden+ umfasst) in der Stadt Kentabres in ein Komplott und einen Großangriff der Dämonen auf einen der Schutzsteine verwickelt. in welchem ihr durch Schicksal/Glück zum Retter der Stadt werdet und infolge dessen zum Anführer des Vergeltungsschlages gegen die Dämonen werdet: zum Lordkommandanten des 5. Kreuzzuges.
Soviel zur Story. Warum ist das Spiel so gut? Schwer zu sagen, zum einen ein unglaublich gutem Storytelling (zumindest Teil 1) wo Entscheidungen tatsächlich zählen: Gefährten können sterben (nicht im Kampf, aber durch Entscheidungen) oder einen Verlassen. Es gibt immer mehrere Wege wie sich ein Quest entwickelt, man bemerkt es erst nicht, oft erst beim zweiten durchspielen. Und obwohl es natürlich ein gewisses Maß an "railroading" bei der Haupthandlung gibt, kann jeder Charakter halbwegs glaubhaft ausgestaltet werden. Auch böse Charaktere sind möglich und glaubhaft, eben weil "böse" nicht bedeutet alles und jeden ohne sinn und verstand zu töten, sondern auch "böse" Charaktere Beziehungen pflegen, Freunde haben usw. (Böse also mehr ein Fokus auf Egoismus, der Stärkere hat recht usw.) Dann eben die gute Mechanik, die auf D&D 3.5 aufbaut aber um Welten komplexer ist. Wahlweise kann man das Spiel in pausierbarer Echtzeit (wie Baldurs Gate) spielen und auch jederzeit, selbst im Kampf, umstellen. Es ist Bockschwer. Aber "normal" werdet ihr sterben und müsst laden. Weswegen Pussys das Game gerne downvoten. Aber es ist immer fair: wenn man weiß wo die eigenen Fehler waren und wie man einen Gegner angehen muss, kann man gewinnen. Keine skalierten Gegner (das war die Seuche). Und man muss sich abgewöhnen Karten zu "säubern": nur weil in dem Gebiet wo ich als Level 3 Held durch muss ein Lindwurm seinen Hort hat (den ich suchen muss, ich stolpere da nicht rein) heißt das nicht dass ich ihn besiege. Aber ich kann ja auf Level 10 wiederkommen ^^ Auch die NPCS waren richtig gut geschrieben und glaubhaft, man baut regelrecht Beziehungen auf. (Teil 1 ich hoffe Teil 2 steht dem in nichts nach)
Und halt auch die Möglichkeiten sind massiv: 25 Klassen mit jeweils 6-7 Unterklassen 12 Rassen mit jeweils mehreren Subrassen, 23 verschiedene Götter 30 Hintergründe und ne Auswahl an mehreren 100 Skills, Zaubern Perks usw.
Kurzum: geniales Rollenspiel, sei jedem ans Herz gelegt.
Der neue Teil ist jetzt sogar etwas einsteigerfreundlicher, in dem Sinne das dass Tutorial deutlich besser&ausgereifter ist.
Wer sich vom ersten teil nen Eindruck holen will: der Youtuber/Let'splayer Steinwallen (sehr sympathisch, macht sonst eher historisches und Strategiespiele) hat das längste Let PLay seines Kanals dazu gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=m9KtZten...mN7nHSVOz4M47h3 ...mit etwas über 460 Folgen a 30 Minuten ^^
Ich selbst spiele zwar schon lange keine PC Spiele mehr, kann das obige trotzdem nur bestätigen. Ich habe eine Pathfinder Rollenspielgruppe, die die letzten Jahre in der Pathfinder Welt Golarion zwei Adventure Path (vorgefertigte Kampagnen) in der Pen and Paper Variante gespielt hat (bzw. den zweiten gerade noch spielt). Auf dieser Spielwelt und den Adventure Path Abenteuern basiert Wrath of the Rightous und der Vorgänger Kingmaker. Zwei meiner Mitpsieler, eingefleischte PC-Rollenspieler und D&D/Pathfinder Fans/Nerds sind von Wrarth of the Rightous (und auch Kingmaker) sehr begeistert. Bis auf kleine Details sind die D&D/Pathfinder Regeln der PnP Variante super ins PC Spiel umgesetzt worden, so dass neben der generell guten Qualität der PC Spiele noch der Wiedererkennungswert hinzu kommt, der Fans der PnP Spiele garantiert begeistern wird.
Die "Szene" ist von Woken durchsetzt, bzw. eine schrille Minderheit gibt den Ton an. Wenn ich mal an die TTW-Zeiten zurückdenke, kein Einzelfall. Oder wenn man es etwas größer fasst auch in der politmedialen Öffentlichkeit. Hindert einen im Grunde aber nicht dran in kleiner Runde mit den alten Büchern (bzw. mit verbesserten Regeln, aber nach altem Hintergrund, oder was auch immer) zu spielen.
Zitat von Halberdier im Beitrag #5Hindert einen im Grunde aber nicht dran in kleiner Runde mit den alten Büchern (bzw. mit verbesserten Regeln, aber nach altem Hintergrund, oder was auch immer) zu spielen.
So ist es. Neues Material mag einem nicht mehr gefallen, weil es von jedem kontroversen Thema gereinigt ist, aber man kann die Geschichte ja selbst gestalten, muss nichts vorgefertigtes kaufen. Mit Grundregeln und etwas Fantasie kommt man weit. Und natürlich mit den richtigen Leuten am Spieltisch.
Also ist mir jetzt auch etwas bei Wrath aufgefallen, gerade im Vergleich zu Kingmaker: das erste potentielle "love interest" also die offensiv sexuelle Figur, die es ja eigentlich immer gibt) ist bi, einige Figuren sollen laut Guides bi sein und die beiden wichtigsten NPCs sind nen lesbisches Pärchen. Eine davon noch dazu ne Halbork, was ja ohnehin die Neger der Rollenspielwelt sind. :D Fällt aber nicht weiter auf, man bekommt es zumindest bisher nicht so extrem aufs Auge gedrückt. Klar, bei dem offen lesbischen Paar hab ich mich auch gewundert, das dass gesellschaftlich toleriert sein soll, beim love interest passt es: das ist ein schwerreichen verzogener und Gelangweilter Graf, der halt mit allem um jeden...geht so in Richtung Dorian Grey, da passt es.
Interessiert mich aber ein bisschen: inwiefern wurde das im Rollenspiel "kontroverse Themen" bereinigt? Kenne Pathfinder nur von den Games und was da so angeteasert wird. Mir kommt Golarion insgesamt zu "bunt" vor, nicht von wegen woke, sondern irgendwie jedes Setting reinquetschen, von alten Ägypten bis Renaissance und irgendwo ist sogar nen Raumschiff runtergekommen, wo jetzt Roboter rumrennen. Da jede Region ihre Nachbarn aber mehr oder weniger ignoriert stört diese "splitterung" nicht so recht.
Damit kann man aber übrigens das "woke desaster" ganz gut datieren: Kingmaker kam 2010 (also Pen&Paper, die Vorlage fürs Spiel), Wrath 2013-15)
Ich denke mal, dass da noch lange nicht alles "bereinigt" ist, aber wir sind halt auf dem Weg dahin, dass bestimmte Themen nicht mehr in die Abenteuer eingebaut werden dürfen/sollen, es könnte ja jemand getriggert werden. Dabei lebt das Rollenspiel ja auch davon, dass die Spieler vieles als ungerecht empfinden und dadurch zum Abenteuer motiviert werden. Ist halt schlecht gegen die Sklaverei zu kämpfen, wenn sie (in Zukunft) aus Political Correctness aus den Spielwelten getilgt wird.
Ich kenne die PnP Vorlage für Wrath nicht, kann mir aber durchaus vorstellen, dass die NPC umgeschrieben wurden, damit sie in den Zeitgeist passen und dass das in der PnP Vorlage noch hetero NPCs waren.
@Eldarnesh: Das ist wie im Politischen. Langsam, leise und tröpfelnd am Anfang, und wenn sie denken dass der Boden ausreichend bereitet ist geht es in die Vollen.
Und Bearbeiten ist zeitbegrenzt, und geht auch nciht mehr wenn zwischenzeitlich wer Anders was geschrieben hat. So war es zumindest mal bei mir.